Frieden in Sri Lanka
Der Tourismus boomt – allein aus Deutschland reisen jedes Jahr rund 100.000 Menschen für ihren Urlaub nach Sri Lanka. Das Tropenparadies im Indischen Ozean erholt sich. Nach drei Jahrzehnten Bürgerkrieg schweigen in Sri Lanka seit sechs Jahren die Waffen. Doch die ethnischen und religiösen Trennlinien spalten den Inselstaat bis heute. Die Bevölkerung in der ehemaligen Kampfzone im Norden Sri Lankas lebt weiter in Unsicherheit. Was fehlt: ein politischer Friedens- und Versöhnungsprozess. Der neue Präsident verspricht, dies zu ändern, indem er ein Zeichen an die tamilische Minderheit gesandt hat. Die ersten Schritte der Regierung von Präsident Sirisena sehen vor den bisherigen Gouverneur der mehrheitlich von Tamilen besiedelten Nordprovinz, durch einen profilierten Diplomaten zu ersetzen.
Zugleich gab Colombo bekannt, dass mit sofortiger Wirkung alle Restriktionen gegen Ausländer aufgehoben werden, die in die ehemaligen Kriegszonen im Osten und Norden des Landes reisen wollen. Das betrifft vor allem auch Journalisten, denen der Zutritt bislang verwehrt worden war. In den sri-lankischen Medien wird diese Entscheidung als eine Stärkung der Pressefreiheit gewertet.
Sri Lanka tut sich schwer mit der Aufarbeitung seiner Vergangenheit. Es geht dabei auch um Kriegsverbrechen und um Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Waffen schweigen seit Sommer 2009. Doch fast drei Jahrzehnte Bürgerkrieg in Sri Lanka haben tiefe Spuren in den Köpfen vieler Menschen hinterlassen. Die große Mehrheit der heute knapp 21 Millionen Einwohner sind Singhalesen. Etwa 15 Prozent sind Tamilen. Die beiden größten Bevölkerungsgruppen des Landes unterscheiden sich vor allem religiös und sprachlich. Die meisten Singhalesen sind Buddhisten, die meisten Tamilen sind Hindus. Die politische, militärische und wirtschaftliche Macht ist in singhalesischen Händen konzentriert.
Die Regierung in Colombo hat zudem versprochen, die Menschenrechte im Land zu achten und die „Sorgen“ der ethnischen und religiösen Minderheiten ernst zu nehmen. Sri Lanka hofft damit, die Beziehungen zu Indien, das sich als Schutzmacht der Tamilen betrachtet, zu verbessern.
Vor allem die Tamilen im Norden und Osten Sri Lankas lehnten sich nach der Unabhängigkeit von Großbritannien 1948 gegen die zentralisierte Machtverteilung auf. Die sri-lankische Armee ist im Norden bis heute omnipräsent. Im Straßenbild und als Wirtschaftsfaktor. Soldaten mit Gewehren auf dem Rücken fahren auf Fahrrädern Patrouille. Soldaten pflügen Felder, sie mästen Hühner und sie bauen Gemüse an. Die Armee betreibt auch Geschäfte und Hotels. Die neuen Straßen in der ehemaligen Kampfzone sind gesäumt mit großen Hauptquartieren, Stützpunkten und bombastischen Siegessäulen, hinter denen die zerstörten Häuser der lokalen Bevölkerung fast verschwinden.
Weiterführende Links:
1. Reise- und Sicherheitshinweise gibt es über das Auswärtige Amt (Ressort Sri Lanka).
2. Archiv der AG Friedensforschung (1996-2015) zu Wirtschaft und Politik Sri Lankas.